
Friedrich Ebert: Zwischen Machtstreben und Verrat

Berlin [ENA] Am 28.02.2025 jährte sich der Todestag von Friedrich Ebert zum 100. Mal. Noch immer wird er in sozialdemokratischen Kreisen verehrt – doch wie berechtigt ist diese Huldigung? Eberts Politik war geprägt von Opportunismus und einem Bruch mit den ursprünglichen sozialdemokratischen Idealen.
Ebert war kein Verfechter einer neuen und gerechten Gesellschaft, sondern ein Bewahrer alter Machtstrukturen. Warum gilt er als Symbolfigur der SPD und welche Spuren hat sein Erbe hinterlassen? Friedrich Ebert, erster Reichspräsident der Weimarer Republik, wird von vielen Sozialdemokraten verehrt. Doch bei genauerem Hinsehen zeigt sich eher Opportunismus und Verrat an sozialdemokratischen Grundwerten. Warum wird er trotz seines widersprüchlichen Handelns immer noch von der SPD geehrt? Warum preist ihn der Berliner CDU-Bürgermeister Wegner, jener habe "sich standhaft und gegen widrige Umstände für die Ideale der freien Gesellschaft ein"gesetzt?
Eberts Rolle in der Revolution 1918/19
Als sich im November 1918 das Deutsche Kaiserreich auflöste, befand sich Deutschland in einem revolutionären Umbruch. Arbeiter- und Soldatenräte bildeten sich, die Monarchie wurde abgeschafft. Doch während revolutionäre Kräfte eine echte sozialistische Neuausrichtung anstrebten, setzte sich Ebert an die Spitze der Bewegung – allerdings nicht, um sie zu stärken, sondern um sie zu kontrollieren und zu bremsen. Sein berühmtes Zitat „Ich hasse die Revolution wie die Sünde“ lässt keinen Zweifel an seiner Einstellung: Er wollte die alte Ordnung möglichst weitgehend bewahren.
Sein Pakt mit der Obersten Heeresleitung (OHL), der sogenannte Ebert-Groener-Pakt, belegt dies deutlich. Um die revolutionären Bewegungen einzudämmen, verbündete er sich mit der alten militärischen Elite. In der Folge wurden revolutionäre Arbeiter- und Soldatenräte systematisch entmachtet, Aufstände brutal niedergeschlagen und die Weichen für eine Republik gestellt, die auf alten imperialen Strukturen fußte.
Vom Kriegstreiber zum Demokratieverhinderer
Bereits während des Ersten Weltkriegs hatte Ebert gemeinsam mit der SPD-Führung entscheidende Fehlentscheidungen getroffen. So bewilligte die SPD unter Ebert die Kriegskredite und propagierte den sogenannten "Burgfrieden", anstatt sich gegen die militärische Aggression des Kaiserreichs zu stellen. Diese Entscheidung implizierte, dass innere politische Konflikte vorerst zurückgestellt werden sollten, während das Deutsche Reich einen imperialistischen Krieg führte. Ebenso ist Eberts Haltung gegenüber den Massenstreiks von 1918 zu bewerten, bei denen die Arbeiter das Ende des Krieges forderten. Anstatt sich auf die Seite der Streikenden zu stellen, setzte sich Ebert für eine schnelle Beendigung der Proteste ein.
Die Konsequenz dieser Politik war eine Spaltung der Arbeiterbewegung, die in der Abspaltung der USPD (Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands) und später der KPD (Kommunistische Partei Deutschlands) mündete. Der Bruch der linken Kräfte schwächte die sozialistische Bewegung insgesamt und ebnete den Weg für die reaktionären Kräfte, die schließlich die Weimarer Republik von innen heraus zerstörten.
Demokratische Legitimität? Fehlanzeige!
Ein kritisches Kapitel in Eberts politischer Karriere betrifft seine Machtergreifung. Die Weimarer Verfassung sah die direkte Wahl des Reichspräsidenten durch das Volk vor. Doch Ebert wurde nie vom Volk gewählt: 1919 bestimmte ihn die Weimarer Nationalversammlung zum Reichspräsidenten, da die Verfassung noch nicht in Kraft war. Seine Amtszeit wurde später per Gesetz verlängert, ohne eine Volkswahl. Somit war er nicht der demokratisch legitimierte Präsident, als der er oft dargestellt wird. Sein Tod 1925 verhinderte die erste Volkswahl.
Der Ursprung sozialdemokratischen Opportunismus
Opportunismus bedeutet, sich flexibel den Umständen anzupassen, oft auf Kosten von Prinzipien und Werten. Wer opportunistisch handelt, verliert langfristig an Glaubwürdigkeit, da Überzeugungen je nach Vorteil geändert werden. Das schadet politischer Stabilität und Integrität. Eberts opportunistisches Vermächtnis ist in der deutschen Sozialdemokratie bis heute spürbar. Die SPD huldigt ihm als Vater der Weimarer Republik, doch seine Politik zeigt vor allem eines: Den schleichenden Verrat an echten sozialdemokratischen Idealen.
Anstatt ausschließlich die Interessen der Arbeiterklasse zu vertreten, kooperierten er und seine Partei mit dem Militär und konservativen Eliten. Anstatt den vollständigen Bruch mit dem Kaiserreich zu vollziehen, behielt er dessen Strukturen bei und führte keine umfassenden demokratischen Reformen in Justiz und Militär durch. Anstatt eine sozialistische Gesellschaft zu ermöglichen, setzte er auf reaktionäre Bewegungen, um eine bürgerliche Republik zu etablieren, die Schwierigkeiten hatte, Stabilität zu erreichen.
Die SPD von heute steht im Kern in dieser Tradition. Opportunismus, Kurswechsel nach Belieben und das Verraten linker Ideale gehören zum Markenkern. Dass die Partei bis heute Friedrich Ebert als Vorbild feiert, zeigt, wie tief dies in ihrer DNS verwurzelt ist. Wer aufrichtige soziale Gerechtigkeit und eine progressive Politik will, wird sie kaum in der heutigen SPD finden – und vielleicht lag genau hier schon Eberts größter Fehler.
Dies zeigt sich auch in der jüngeren Vergangenheit: Nach den letzten Bundestagswahlen war die SPD in den Sondierungsverhandlungen mit der CDU bereit, zahlreiche Forderungen, die sie im Wahlkampf noch als rote Linien bezeichnet hatte, aufzugeben, nur um eine Regierungsbeteiligung zu sichern. So unterstützte sie plötzlich politische Maßnahmen und Positionen, die sie zuvor als untragbar kritisiert hatte. Dieses Verhalten reiht sich nahtlos in die lange Tradition des opportunistischen Machtstrebens der Partei ein, das bereits unter Friedrich Ebert seinen Lauf nahm.